ZEPPELIN – Förderung ab Geburt (Follow-up 15–16)

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Die longitudinal angelegte Studie ZEPPELIN untersucht die Frage, ob Förderung ab Geburt die Bildungschancen von Kindern aus sozial belasteten Familien erhöht. Der Fokus des 3. Follow-ups liegt auf die Bildungschancen bis in die Sekundarstufe II. Mit ihrer interdisziplinären Ausrichtung ist diese experimentell angelegte randomisiert kontrollierte Interventionsstudie von der Geburt bis ins junge Erwachsenenalter europaweit einzigartig. Der SNF unterstützt ZEPPELIN seit 2011. Als Forschungsinfrastruktur werden die Daten via FORS öffentlich zugänglich gemacht.

Projektleitung

Peter Klaver Titel Prof. Dr.

Funktion

Leiter Zentrum Forschung und Wissenstransfer / Professor

Alex Neuhauser Titel Dr. phil.

Funktion

Senior Researcher

Fakten

  • Dauer
    01.2025
    12.2028
  • Projektnummer
    5_21.6

Projektteam

Finanzielle Unterstützung

Methodisches Vorgehen

Die Studie mit kontrollierter Versuchsanordnung (RCT) überprüft die langfristige Wirksamkeit des Förderprogramms «PAT – Mit Eltern lernen», indem die Familien aus der Interventionsgruppe (n = 132) mit einer Kontrollgruppe ohne PAT (n = 116) verglichen wird (Neuhauser et al. 2015). Ziel der Förderung ist, die «Familie als Lernort» mittels Hausbesuchen (zweimal pro Monat) und Gruppenangeboten (monatlich) während der ersten drei Jahre nach der Geburt des Kindes zu stärken.

Nach der Baseline-Datenerfassung im dritten Lebensmonat wurden in jährlichen Messzeitpunkten rund um den 1., 2. und 3. Geburtstag (ZEPPELIN 0–3) sowie im Kindergarten, in der 1. Primarschulklasse (ZEPPELIN 5–8), 2., 3., 5 und 6. Primarschulklasse und im Übergang zur Sekundarstufe I (ZEPPELIN 9–13) Merkmale der Kinder, der Eltern, der Eltern-Kind-Interaktionen und der Schulklasse erfasst. Die longitudinal angelegte Studie wird nun planmässig mit dem vom SNF unterstützten 3. Follow-up bis in die Sekundarstufe II weitergeführt (ZEPPELIN 15–16).

Bisherige Ergebnisse

Aktuell liegen Ergebnisse für das Vorschulalter, das Kindergartenalter und für die erste und dritte Klasse der Primarschule vor. Daraus ziehen wir die folgenden Erkenntnisse:

  • Kinder aus der Interventionsgruppe werden im häuslichen Alltag besser angeregt und gefördert. Videoanalysen von Spielsituationen zeigen, dass die Betreuungspersonen mit PAT nach einem Jahr Intervention feinfühliger mit ihren Kindern interagieren, was sich positiv auf die sprachliche Entwicklung der Kinder auswirkt. Entscheidend ist, dass die Betreuungsperson in der Lage ist, die kindlichen Bedürfnisse richtig zu erkennen und angemessen zu beantworten. Eine bessere Anregung in der Interventionsgruppe geht zudem mit einer höheren Selbstregulation bei den Kindern einher (Neuhauser et al. 2018).
  • Bei den dreijährigen Kindern wurde mittels Speichelproben ihre biologische Stressbelastung gemessen. Die Analysen weisen darauf hin, dass sich die Kinder aus der Interventionsgruppe gegenüber Stressoren resilienter zeigen als die Kinder aus der Kontrollgruppe – was wiederum einen positiven Einfluss auf das Verhalten der Kinder hat (Gardini et al. 2020).
  • Kinder aus der Interventionsgruppe zeigen insgesamt günstigere Werte im Hinblick auf kognitive (Sprachentwicklung, Deutsch, Mathematik) und sozial-emotionale (Selbstregulation und Verhaltensauffälligkeiten) Kompetenzen als die Kinder aus der Kontrollgruppe (Schaub et al., 2019, 2021). Diese Effekte werden mit dem Eintritt in das Schulalter zwar weniger und schwächer, gleichwohl zeigen die Analysen, dass die Kinder aus der Interventionsgruppe bis ins Schulalter hinein von der frühen Förderung mit PAT profitieren (Kalkusch et al., unveröffentlichtes Manuskript).

Zwischenfazit und Ausblick

Die Ergebnisse aus der ZEPPELIN Studie zeigen, dass Kinder Unterstützung im familiären Umfeld und darüber hinaus brauchen, um sich gut entwickeln zu können. Wenn diese Voraussetzungen fehlen, kann eine frühe familienorientierte professionelle Unterstützung positiv wirken. In den kommenden Jahren werden wir untersuchen, ob die Kinder, welche mittlerweile zu Jugendlichen herangewachsen sind, bei der Transition in die Sekundarstufen I und II weiterhin von der frühkindlichen Unterstützung profitieren. Darüber hinaus wird von Interesse sein, ob sich die geleisteten Investitionen in die frühe Bildung im Sinne eines «Return on Investment» längerfristig auszahlen.

Literatur

  • Gardini, E. S., Schaub, S., Neuhauser, A., Ramseier, E., Villiger, A., Ehlert, U., Lanfranchi, A., & Turecki, G. (2020). Methylation of the glucocorticoid receptor promoter in children: Links with parents as teachers, early life stress, and behavior problems. Development and Psychopathology, 39(5), 1-13. https://doi.org/10.1017/S0954579420001984  
  • Neuhauser, A., Ramseier, E., Schaub, S., Burkhardt, S. C. A., Templer, F., & Lanfranchi, A. (2015). Hard to reach families—A methodological approach to early recognition, recruitment, and randomization in an intervention study. Mental Health & Prevention, 3(3), 79-88. https://doi.org/10.1016/j.mhp.2015.07.002  
  • Neuhauser, A., Ramseier, E., Schaub, S., Burkhardt, S. C. A., & Lanfranchi, A. (2018). Mediating role of maternal sensitivity: Enhancing language development in at-risk families. Infant Mental Health Journal, 39(5), 522-536. https://doi.org/10.1002/imhj.21738  
  • Schaub, S., Eberli, R., Ramseier, E., Neuhauser, A., & Lanfranchi, A. (2021). Förderung ab Geburt mit dem Programm «PAT – Mit Eltern Lernen»: Effekte im ersten Kindergartenjahr. Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften, 43(2), 285-296. https://doi.org/10.24452/sjer.43.2.8  
  • Schaub, S., Ramseier, E., Neuhauser, A., Burkhardt, S. C. A., & Lanfranchi, A. (2019). Effects of Home-Based Early Intervention on Child Outcomes: A Randomized Controlled Trial of Parents as Teachers in Switzerland. Early Childhood Research Quarterly, 48, 173-185. https://doi.org/10.1016/j.ecresq.2019.03.007 

Publikationen

  • Neuhauser, A., Kalkusch, I., Rodcharoen, P., Bolliger, L., Lanfranchi, A., & Klaver, P.
    Promoting Behavioral Self-Regulation in Psychosocially Stressed Families: Results from the ZEPPELIN Study
    [Konferenzvortrag].
    6th Annual Meeting of the Swiss Society for Early Childhood Research,
    Basel, Schweiz.
  • Neuhauser, A., Kalkusch, I., Rodcharoen, P., Lanfranchi, A., & Klaver, P.
    Zürcher Interventionsstudien: Die longitudinale Studie ZEPPELIN.
    DSN-ZH Netzwerktreffen,
    Zürich, Schweiz.