Diversity Lunch Talk zum Thema Body Respect

Kategorie News

Unter dem Titel «Bildung für Alle: Wer hat Platz in meinem Schulzimmer?» machte Melanie Dellenbach auf Vorurteile sowie Stigmatisierungen gegenüber mehrgewichtigen Menschen aufmerksam, und gab Empfehlungen für einen diversitätssensibleren Umgang.

Autorin

Susan Christina Annamaria Burkhardt Titel Dr. phil.

Funktion

Advanced Researcher

Melanie Dellenbach ist Aktivistin und diplomierte Pflegefachfrau. Sie sensibilisiert unter dem Label Yes2Bodies zum Thema Gewichtsstigmatisierung und setzt sich mit Body Respect Schweiz für eine neue Kultur von Körper-Respekt ein. Ihre Arbeit ist geprägt von ihrer Erfahrung als dicke Frau und Mutter, und ihrer medizinischen Ausbildung.

Stigmatisierung beginnt bereits im Kindergarten

In der einstündigen Online-Veranstaltung berichtete sie, wie dicke Menschen in der Schweiz diskriminiert und benachteiligt werden. Bereits Kinder im Kindergartenalter spüren Diskriminierung und Gewichtsstigmatisierung: Sie haben weniger Freunde und erleben mehr Hänseleien. Arbeiten von dicken Jugendlichen werden von Lehrpersonen schlechter bewertet und als unsorgfältiger eingestuft. Dicke Jugendliche in den USA werden zudem von ihren Eltern seltener motiviert, aufs College zu gehen. Eine solche Benachteiligung schlägt sich auch in der psychischen Gesundheit wieder.

Stigmatisierung im Alltag und an Hochschulen

Melanie Dellenbach forderte uns am Anfang ihrer Präsentation auf, uns selbst und unser Umfeld zu hinterfragen:

  • Wie wird das Dicksein in unserer Gesellschaft «dargestellt», z. B. in Filmen und im Fernsehen, in der Werbung, auf Plakaten?
  • Wie denken wir selbst über dicke Menschen?
  • Sind unsere Hochschulen wirklich barrierefrei für dicke Menschen? Gibt es beispielsweise Stühle ohne Seitenlehnen? Wie breit sind fest installierte Stuhlreihen in Hörsälen?
  • Kommen dicke Menschen in Broschüren und Medien unserer Hochschulen vor? Wie sieht es mit den Diversity-Richtlinien aus? Ist Hochgewicht ein Aspekt, der Beachtung findet?

Gerade pädagogische Hochschulen bieten viel Potenzial, die zukünftigen Lehrpersonen für Gewichtsdiskriminierung zu sensibilisieren. Dies sei sogar ihre Verantwortung, zu einer Reduktion von Gewichtsstigmatisierung beizutragen, so Dellenbach. Wünschenswert wäre beispielsweise ein Programm für (angehende) Lehrpersonen, so dass Kinder im Mathematikunterricht nicht mehr ihren BMI ausrechnen, sich danach vergleichen und schlechter fühlen. Und: Wie gestalten wir Gesundheitswochen in (Hoch-)Schulen? Vermitteln sie sogenannte «Anti-Fett-Botschaften» oder gehen sie darauf ein, dass jeder Mensch (wieder) lernen soll, sich intuitiv nach seinem Appetit und den eigenen Bedürfnissen zu ernähren und zu bewegen?

Hochgewicht ist kein Verhalten

Es ist längst erwiesen, dass Hochgewicht kein Verhalten ist, das man einfach so ändern könnte, um «endlich dünn» zu werden. In einigen Ländern, wie beispielsweise den USA und Island, wird dieses Wissen bereits vermittelt und ist in der breiten Bevölkerung präsent. Auch die WHO ruft inzwischen dazu auf, gegen Gewichtsdiskriminierung vorzugehen.

Die Schweiz steht hier ziemlich am Anfang. Im März 2021 wurde mit «Body Respect Schweiz» eine erste bundesweite Initiative gegründet. Denn «das Recht, sich im eigenen Körper sicher, respektiert und zu Hause zu fühlen, sollte als eines der grundlegendsten Kinderrechte angesehen werden», so formulierte es Sigrún Danielsdóttir, die Gründerin der Body Respect-Bewegung in Island.

Der Diversity Lunch Talk zum Thema «Body Respect» fand am 22. April 2021 statt. An der Online-Veranstaltung nahmen 31 Personen teil, aus der Schweiz und aus dem nahen Ausland.

Veranstaltungsreihe Diversity Lunch Talk

Die Veranstaltungsreihe Diversity Lunch Talk der Stabsstelle Diversity und Gleichstellung ist öffentlich. Zweimal jährlich über Mittag bietet der Diversity Lunch Talk der HfH ein niederschwelliges Angebot zur Sensibilisierung von Student*innen und Mitarbeiter*innen sowie Interessierten aus dem Hochschulkontext. Namhafte Gäste nehmen aktuelle Themen auf, teilen ihre Erfahrungen und diskutieren diese mit dem Publikum. Weitere Veranstaltungen finden Sie in der Agenda.