Lebenslanges Lernen mit kognitiver Beeinträchtigung

Kategorie Institutsthema

Das Projekt «Lebensgeschichten» macht Erfahrungen von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen im Kontext des lebenslangen Lernens sichtbar. Diese sollen Institutionen darin bestärken, Hindernisse in Aus- und Weiterbildung zu überwinden.

Kontakt

Cornelia Müller Bösch Titel Prof.

Funktion

Professorin für Bildung bei kognitiver Beeinträchtigung

Projekt. Das Projekt «Lebensgeschichten» konzentriert sich auf das lebenslange Lernen von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, die eine inklusive Ausbildung am Institut Unterstrass (Pädagogische Hochschule Zürich) absolvieren oder bereits abgeschlossen haben. Es handelt sich um ein Programm, in dem Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen gemeinsam mit angehenden Lehrkräften studieren und lernen. Von insgesamt zehn Absolvent:innen arbeiten acht aktuell im ersten Arbeitsmarkt – ein Erfolg. Denn: Solche Möglichkeiten gibt es europaweit nur wenige (siehe Karte auf der Website JoinIn Education, ein Netzwerk für inklusive Bildung an der Hochschule).

Zentrale Forschungsfrage. Zum individuellen lebenslangen Lernen gibt es wenig Forschung. Lebensgeschichten von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung werden wenig erzählt. Hier setzt das Projekt «Lebensgeschichten» an, mit der Frage: Wie ist deine Lebensgeschichte? Ziel des Projekts ist es, die Lebensgeschichten von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und ihre Erfahrungen mit lebenslangem Lernen sichtbar und verständlich zu machen.

Methode. Die Lebensgeschichten werden in einem partizipativen Ansatz erarbeitet, bei dem die Forschenden (Studierende im Master Schulische Heilpädagogik an der HfH) in einem dialogischen Prozess des Erzählens, Verschriftlichens und Validierens gemeinsam mit den Co-Forschenden (Studierende im Projekt écolsiv) die Geschichten aufzeichnen. Die Lebensgeschichten legen den Fokus auf die innere Perspektive einer Person, die durch ihre Erzählung vermittelt wird – und stehen im Gegensatz zu einem Lebenslauf, der sich auf äussere Daten konzentriert. Es ist wichtig, die Lebensgeschichten festzuhalten, weil die Sichtweisen von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen Fachpersonen nur selten zugänglich sind.

Publikationen. Angestrebt wird eine Publikation in Kooperation mit Dr. Barbara Egloff (Stiftung Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik). Die aktuellen Veröffentlichungen werden auf dieser Seite verlinkt. Bei Fragen zum Projekt steht Prof. Dr. Cornelia Müller Bösch gerne zur Verfügung.

Zum Hintergrund. Viele Menschen stossen auf Hindernisse, wenn es um lebenslanges Lernen geht, obwohl laut der UN-BRK jede Person das Recht hat, an Angeboten des lebenslangen Lernens wie Aus- und Weiterbildungsprogrammen teilzunehmen. Im Art. 2 Abs. 5 Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) wird darauf verwiesen, dass eine Benachteiligung im Bereich Aus- und Weiterbildung besteht, wenn Dauer und Ausgestaltung des Bildungsangebots nicht angepasst ist. Der Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat im Jahr 2023 moniert, dass insbesondere für Studierende mit geistigen oder psychosozialen Behinderungen immer noch Zugangsbarrieren zur Berufs- und Hochschulbildung bestehen. Viele arbeiten nach dem Schulabschluss in diversen Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Weitere Informationen zum Staatenberichtsverfahren sowie den Berichten erhalten Sie auf der Website des Bundes. Zur Website

Literaturhinweis. Zahnd, R., Egloff, B. & Hedderich, I. (2015). Die partizipative Forschungsstudie «Lebensgeschichten». In I. Hedderich, B. Egloff & R. Zahnd (Hrsg.), Biografie – Partizipation – Behinderung: theoretische Grundlagen und eine partizipative Forschungsstudie (S. 97–105). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.